Am 9. April 2025 besuchten 30 Mitglieder des Seniorenverbands – Regionalverband Stuttgart – in zwei Gruppen das „älteste Start-up der Welt“, die Seifenmanufaktur Haag in Feuerbach.
Die erste Überraschung fand schon beim Eintreffen in der Leobener Straße statt: Umgeben von mehrstöckigen Wohnhäusern kann die kleine Manufaktur leicht übersehen werden.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden von den Inhabern Matthias und Nicole Haag mit einem Gläschen Sekt begrüßt. Wir erfuhren einiges zur Historie, die mit der Gründung einer Seifensiederei durch den Urahn Johann Matthäas Haag im Jahr 1756 mitten in Stuttgart am kleinen Schlossplatz ihren Anfang nahm.
Ernennung zum Hoflieferant von König Karl im Jahr 1880, Zerstörung des Stammhauses im 2. Weltkrieg und Neubeginn in der Reinsburgstrasse sind weitere Meilensteine des Unternehmens im Lauf der Jahrhunderte. In der siebten Generation endete nach 244 Jahren mit dem Tod des Onkels des heutigen Inhabers im Jahr 1999 die Tradition – bis sie durch Matthias und Nicole Haag ab dem Jahr 2013 in Feuerbach doch noch eine Fortsetzung fand. Dort in der Leobener Straße konnte ein passendes Gebäude für die Seifenmanufaktur gefunden werden.
Matthias Haag, im Hauptberuf Professor an der Hochschule in Aalen, Fakultät Maschinentechnik, kaufte aus aufgelösten Betrieben alte Maschinen zur Seifenherstellung zusammen und renovierte sie. Bis hin zu den Seifenformen sind alle verwendeten Maschinen und Werkzeuge wiederaufbereitet, so dass wie früher traditionelle Handwerkskunst betrieben werden kann.
Bei den Komponenten für die Seifenherstellung selbst wird auf biologischen Anbau geachtet. Der Hauptbestandteil, Palmfett, stammt von einem zertifizierten Betrieb in Kolumbien. Dort wird auch die Rohseife hergestellt und an die Seifenmanufaktur geliefert.
In dem kleinen Produktionsraum (hier arbeitet die Inhaberin alleine) wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den altertümlichen Maschinen die Weiterverarbeitung der Rohseife erläutert. Dabei wird das von Frau Haag selbst kreierte Parfüm (die Bestandteile wurden natürlich nicht verraten) in die Seifenmasse eingearbeitet. Der unverwechselbaren Haag-Seifenduft wurde im Freundeskreis „ausgeschnuppert“. Bei Bedarf wird auch noch ein Spritzer Lebensmittelfarbe zugegeben.
Die Masse wird gewalzt, buchstäblich durch den Fleischwolf gedreht, in Seifenstücke geteilt und geformt (Linsen, Quader, „Handschmeichler“) und zu guter Letzt mit einem Stempel versehen, entweder dem Haag-Logo oder dem Logo eines Auftraggebers.
Die so individuell in Kleinserien hergestellten Produkte sind feine, vegane Seifen, die, in ansprechende Schächtelchen verpackt, an Parfümerien geliefert und im Online-Shop verkauft werden. Ein zweites Standbein sind Auftragsarbeiten für renommierte Unternehmen.
Heute bezeugt ein im Stadtpalais ausgestellter Zunftkelch der Seifensieder die lange Tradition der Seifensieder-Familie. Er ist mit der Plakette des „Start up“-Gründers Johann Matthäas Haag versehen.


