Wieder einmal hatten wir mit dem Wetter Glück. So konnten wir die Stadtführung in Kempten in vollen Zügen genießen. Mit unserem Guide hatten wir als Treffpunkt den Busparkplatz vereinbart. Noch an Ort und Stelle begann er mit der bewegten Geschichte Kemptens. 18 n. Chr. gibt es die erste schriftliche Erwähnung. Damals hieß die Stadt Kambodounan. Über 700 Jahre später wurde das Kloster Kempten gegründet. Rund um das Kloster wurden bald Häuser gebaut, eine Siedlung entstand, die ebenfalls Kempten genannt wurde. Den Äbten des Klosters wurde im 12. Jh. der Fürstentitel verliehen, so dass sie christliche und weltliche Macht hatten. 1289 wurde der Reichsstadt Kempten der Freiheitsbrief verliehen. 1525 wurde sie Freie Reichsstadt. Die Bewohner der Freien Reichsstadt und die Mönche des Fürstenstifts mochten sich nicht. Im 17. Jh. kam es zu Kämpfen, die in der fast völligen gegenseitigen Zerstörung endete. Die Bayrische Regierung besetzte schließlich kurzerhand 1802 beides Kempten und vereinigte sie 1818 zwangsweise. Erfreut war niemand darüber. Eine Feier dieser Zwangsvereinigung wurde hundert Jahre später mit dem Bau der Freitreppe symbolisiert. Beim Schlendern durch die Stadt kamen wir an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei: z.B. dem mittelalterlichen Rathaus von 1474, dem Park Cambodunum mit archäologischen Funden, dem unterirdischen Schauraum der Erasmus-Kapelle, dem Kempten-Museum im Zumsteinhaus, die Patrizierhäuser am Rathausplatz, die St. Mang-Kirche. Diese Kirche hat gotischen Ursprung, stammt aus dem 15. Jh. und wurde auf einen romanischen Vorgängerbau errichtet. Der 62 m hohe Kirchturm stammt aus der romanischen Zeit. Auf dem St.-Mang-Platz befindet sich der Eingang zum unterirdischen Schauraum der Erasmus-Kapelle, in der sehr beeindruckend mittels einer 3D-Show die Gemäuer ihre Geschichte selbst erzählen. Natürlich bewunderten wir auch die Residenz und den barocken Hofgarten. Wir waren alle einer Meinung, dass das geschichtsträchtige Kempten mindestens einen Ausflug wert ist.
Auf dem Parkplatz wieder angekommen genossen wir unser Picknick, bevor wir das zweite Ziel anfuhren: das Glasmacherdorf Schmidsfelden. In der historischen Glashütte waren wir zu einer Vorführung angemeldet. Wir erfuhren aus welchen Bestandteilen Glas hergestellt wird. Im Schmelzofen muss eine Hitze von 1200 Grad herrschen. Hier wurden früher Glasgefäße für den Alltag hergestellt. Der Beruf der Glasbläser und auch das Glasmacherdorf drohte auszusterben. Die Heimatpflege Leutkirch e.V. verhinderte dies durch Gründung eines Heimatvereins, der das Dorf wieder zum Leben erweckte. Der Glasbläser und Glasmacher Stefan Michaelis forcierte das Geschehen und ist heute noch in Schmidsfelden tätig. Nach der Vorführung lud der Verkaufsladen zum Kauf von schönen Andenken ein. Die freie Zeit genossen viele im kleinen Café. Der Ausflug endete – wie immer bei einer gemeinsamen, gemütlichen Abendeinkehr.
Rosemarie Hanesch