Der Ausflug des Seniorenverbands Reutlingen Anfang Juni ging mit Harsch Reisen zunächst nach Maulbronn, und schon während der Busfahrt erhielten die 21 Teilnehmenden viele Informationen zur Geschichte des Zisterzienserklosters, das seit 32 Jahren UNESCO-Weltkulturerbe ist als besterhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen, und das zu den fünf besucherstärksten Monumenten in B.-W. zählt. Übrigens: Spitzenreiter ist Schloss Heidelberg mit über 1 Million Besuchern pro Jahr.
Auf einer einstündigen Führung, begleitet von einem SWR-Fernsehteam, erhielt die Gruppe eindrucksvolle Informationen über die in Jahrhunderten entstandene riesige Klosterstadt, die verschiedene architektonische Stilrichtungen von Romanik bis Spätgotik vereint. Und diese Besonderheit spürt man auf Schritt und Tritt: die Klosterkirche mit romanischer Arkadenwand und gotischem Gewölbe, der gotische Kreuzgang, das Brunnenhaus innerhalb der Klausur, das „Paradies“ – die Vorhalle zur Klosterkirche, benannt nach der Bemalung mit der Geschichte des Sündenfalls.
An kaum einem anderen Ort verbinden sich hochkarätige Meisterwerke mittelalterlicher Kunst und Architektur so mit der Landschaft des Strombergs, wie sie die Mönche einst anlegten, v.a. sichtbar in den umliegenden Weinbergen und den Nutz- und Kräutergärten.
Bei der Reformation wurde das Kloster im 16. Jhdt. säkularisiert. 1556 richtete der Herzog Christoph von Württemberg hier eine Klosterschule ein – das heutige Evangelische Seminar -, in der Schüler für das Theologiestudium in Tübingen vorbereitet wurden. Neben der theologischen erhielten die Schüler auch eine philosophische Bildung, die viele Literaten hervorbrachte, wie z.B. Friedrich Hölderlin und der spätere Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, die zeitweise hier die Schulbank drückten. Natürlich wurde auch die legendäre Geschichte erzählt, dass die Maultasche – das Herrgottsb’scheißerle – in Maulbronn erfunden worden sein soll.
Nach der Führung bestand noch die Möglichkeit, die Museen in der Klosteranlage zu besuchen (Literaturmuseum und Frühmesserhaus), bevor die Senioren in einem nahe gelegenen Restaurant zum Mittagessen einkehrten.
Anschließend ging die Fahrt nach Vaihingen/Enz und die Gruppe lernte auf einer interessanten Führung die Geschichte und Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen: den mittelalterlichen Stadtkern mit dem Marktplatz, der vom Löwenbrunnen beherrscht wird; das Rathaus im Barockstil, das 1901 seine bis heute erhaltene Bemalung erhielt; die Stadtkirche von 1513, die nach dem Stadtbrand von 1693 neu aufgebaut wurde und über allem auf steilem Felsen Schloss Kaltenstein, dessen Bauteile zum Teil noch aus dem 13. Jahrhundert stammen und früher Sitz der Vaihinger Grafen war. Heute ist dort ein Christliches Jugenddorf untergebracht. Der Pulverturm als Teil der Stadtbefestigung und der Haspelturm, in den Übeltäter mit einer Winde (=Haspel) in ein acht Meter tiefes Verließ abgeseilt wurden, vermitteln einen Eindruck vom früheren Gesicht der Stadt, ebenso das Stammhaus des ersten Vaihinger Großbetriebs, der Zichorienkaffee-Fabrik Franck.
Mit dem Abendessen im Gasthof Adler in Sickenhausen wurde der erlebnisreiche Tag genussvoll beendet.