Regionalverband Schwäbisch Hall besucht Rabbinats Museum Braunsbach

Die regionale Geschichte zu kennen, ist wichtig

„Die jüngsten Wahlergebnisse für extremistische Parteien in Deutschland und der Welt erfüllen uns als Demokraten mit großer Sorge. Krieg im Nahen Osten und kein Friede in Sicht! All das lässt uns aufschrecken, deshalb ist es höchste Zeit, sich um diese Themen persönlich zu kümmern und auf Spurensuche zu gehen.“ Diese Einschätzung des Vorsitzenden des RV Schwäbisch Hall, Georg Konrath, führte 18 Mitglieder im August 2024 zu einem besonderen Ort in direkter Nachbarschaft von Hall.

Wenn der Ort Braunsbach genannt wird, haben viele das verheerende Hochwasser von 2016 in Erinnerung. Das Dorf im Kochertal birgt jedoch ein Kleinod, das seltener durch die Presse ging: Das zum Museum gewidmete Rabbinatsgebäude im Ortskern zeugt dort von der Geschichte des Zusammenlebens der Einwohner jüdischen und christlichen Glaubens.

Zum Glück vom Jahrhundert-Hochwasser verschont, bietet das Haus des Rabbiners heute eine Ausstellung zum jüdischen Leben auf dem Lande. Im ehemaligen jüdischen Schulzimmer werden anschaulich anhand von Exponaten aber auch mit modernsten audio-visuellen Medien die Grundzüge der jüdischen Religion vorgestellt. Ein besonderer Schatz ist auch die umfangreiche Dokumentation von Zeitzeugen! Ein weiterer Raum führt in zahlreichen Exponaten, Schautafeln und sorgfältig recherchierten Berichten Leben und Schicksale vor Augen. (Mehr dazu unter www. rabbinatsmuseum-braunsbach.de)

Die fachkundige Führung durch die ehrenamtliche Museumsleiterin (unser Mitglied) Frau Elisabeth Quirbach, vermittelte der Besuchergruppe das Nebeneinander, Miteinander und Gegeneinander von Juden und Christen während der 350 Jahre von ca.1600 bis 1942. Hier in Braunsbach lebten bis zu 350 jüdische Mitbürger, was etwa einem Drittel der damaligen Bevölkerung entsprach, eine weitere Besonderheit war, dass ein weiteres Drittel evangelisch und ein weiteres Drittel Katholisch war. Ferner wurde deutlich, welche Annäherungen es zwischen der christlicher Bevölkerung Braunsbachs und den Nachfahren der ehemaligen jüdischen Mitbürger nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aus aller Welt gibt. Wenn man die wechselvolle Geschichte der Religionen in den letzten Jahrhunderten in Deutschland kennt, ist man über die Berichte erstaunt, dass es hier in diesem Dorf zu einem überwiegend harmonischen und friedlichen Miteinander über viele Jahrzehnte kam.

Das Hauptanliegen: Mehr Achtung vor Andersglaubenden

„Wir möchten unsere Besucher motivieren, sich mit der jüdischen Religion sowie der Lebenssituation der Landjuden während der 350 Jahre in unserer Region auseinanderzusetzen. Vielleicht gelingt es uns, einen kleinen Beitrag zu mehr Toleranz und Achtung vor dem Andersdenkenden und Andersglaubenden zur wecken. Denn nur wo Verständnis für Fremdes und Ungewohntes besteht, kann man in Frieden leben.“

Dieses Credo des Vereins können wir nach dem Besuch des Simon-Berlinger-Hauses nur bestätigen. Wir haben beim gut zweistündigen Besuch des Rabbinats Museums viele Erkenntnisse gewonnen und die jüdische Kultur kennen- und schätzen gelernt.

Zum Abschluss des Ausflugs führte der Weg über die neu gestaltete Ortsmitte zum Gasthof „Löwen“, in dem es sich die Gruppe bei angeregten Gesprächen zum Erlebten bis in den frühen Abend gutgehen ließ.

In Erinnerung bleibt allen als Sinnbild für das mögliche und erstrebenswerte kulturelle und religiöse Miteinander ein Museums-Foto vom Anfang des 20. Jahrhunderts:

Es zeigt vier dunkel gekleidete Männer mit Hüten aus Braunsbach, die sich sichtbar entspannt und offenkundig freundschaftlich zu einem Treffen niedergelassen haben: Es sind ein Rabbiner, zwei Pfarrer der christlichen Kirchen und der Dorfarzt – einmütig beieinander.

Bernd Strecker, Seniorenverband RV Schwäbisch Hall