Von der Milchviehhaltung zum Stromproduzenten
Eine kleine Gruppe des Seniorenverbandes öffentlicher Dienst BW – Regionalverband Freudenstadt besuchte den Energiehof von Winfried und Juliane Vees in Weitingen. Winfried Vees hat den Milchviehbetrieb seiner Eltern seit 2004 kontinuierlich in einen reinen Energiebetrieb umgebaut. Es begann zunächst mit einer kleinen Biogasanlage, der Bestückung der Gebäudedächer mit Photovoltaikanlagen und der Errichtung eines Solarparks. In den Jahren 2014/15 wurde die Biogasanlage weiter ausgebaut, bis hin zum Bau einer Biogastankstelle. Als „Biogas-Bauer der ersten Stunde“ hat er an der Entwicklung der Praxis der Biogasproduktion entscheidend mitgewirkt. Für seinen erfolgreichen Umbau, der großen unternehmerischen Mut und enorme Risikobereitschaft erforderte, erhielt er 2016 den Ceres-Award als deutscher Energielandwirt des Jahres. Starke Unterstützung erhält er von seiner Ehefrau, die dem Techniker einen Großteil der organisatorischen Arbeiten abnimmt. Darüber hinaus ist Juliane Vees in vielen politischen Gremien aktiv. Für ihren außerordentlichen ehrenamtlichen Einsatz wurde sie 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Winfried Vees bei der Begrüßung seiner Gäste …
…und bei einer Demonstration der Eigenschaften seines Biogases.
Zu Beginn der Führung gab Winfried Vees einen anschaulichen Einblick in die biologischen und chemischen Abläufe in einem Biogaskonverter. Dabei demonstrierte er mit großem pädagogischem Geschick die Eigenschaften des Endprodukts. Auf dem anschließenden Rundgang erhielten die Besucher einen umfassenden Überblick über das gesamte Verfahren vom Materialeinsatz (Grasschnitt, Mais, Abfälle aus der Tierhaltung) bis zum Endprodukt Strom. Natürlich wurden auch kritische Fragen gestellt, insbesondere ging es um den Konflikt zwischen Nahrungsmittel- und Energiepflanzenproduktion – hier vor allem der großflächige Maisanbau mit seinen bekannten Schattenseiten. Seine fundierten Antworten zeigen, dass er sich seit Jahren sehr intensiv mit diesen Fragen beschäftigt, und sie belegen, dass er ein glühender Verfechter dieser Form der Energiegewinnung ist.
Einblicke in die Technik der Gasaufbereitung und der Behandlung der festen Reststoffe mit Erläuterungen zum unterschiedlichen Stromangebot:
Neben der Beherrschung der komplexen Technik zur Stromgewinnung ist für den Anlagenbetreiber vor allem auch der kaufmännische Aspekt eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg des Unternehmens. Das bedeutet für ihn, dass er nur dann seinen Strom einspeist, wenn die aktuelle Marktlage an der Strombörse einen guten Preis bietet. Das ist der Fall, wenn der Strombedarf regelmäßig zu bestimmten Zeiten stark ansteigt.
Natürlich bleibt er nicht von Misserfolgen verschont. So musste er seine Biogastankstelle schließen, weil sie nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften entspricht. Die hohen Anforderungen an den Weiterbetrieb zwingen ihn dazu, dieses Angebot ganz aufzugeben. Nur ein Teil der ausufernden Bürokratie, die die technologischen Entwicklungen immer wieder behindern.
Den gemütlichen Abschluss bildete eine Aussprache bei Kaffee und Kuchen, bei der nochmals alle wichtigen Themen angesprochen wurden. Bereitwillig gaben die Gastgeber Auskunft über den gemeinsam begangenen Weg von der Milchwirtschaft bis zum reinen Energiehof, vor allem aber über die unzähligen bürokratischen Vorschriften, die überwunden werden mussten und heute noch einen hohen zeitlichen Aufwand erfordern.
Juliane und Winfried Vees bei der anschließenden gemütlichen Nachbetrachtung
Die Teilnehmer dankten dem Ehepaar Vees für ihre großzügige Gastfreundschaft – einem Paar mit großem Sendungsbewusstsein und ganz besonderem ehrenamtlichen Engagement.
Fotos: G. Krämer