Der RV Karlsruhe hatte am 25.05.2023 die Möglichkeit, den Großforschungsbereich, das Karlsruher Institut für Technologie (kurz KIT genannt), Campus Nord in Eggenstein-Leopoldshafen zu besuchen. Nach einem Mittagessen im dortigen Casino holte uns die Campusführerin Frau Dr. Geerk-Hedderich ab und begleitete uns zum Besucherzentrum. Es erfolgte ein interessanter Informationsvortrag, hier kurz zusammengefasst:
Das KIT ist im Jahre 2009 als Körperschaft des öffentlichen Rechts entstanden aus dem Zusammenschluss zwischen der Universität Karlsruhe (TH) mit etwa 24.000 Studierenden und dem Forschungszentrum Karlsruhe (FZK – vormals Kernforschungszentrum Karlsruhe). Die Rotunde des stillgelegten Forschungsreaktors, ein Relikt aus früherer Zeit, ist heute ein Museum. Das KIT erhielt die Auszeichnung als Exzellenz-Universität. Das Institut beheimatet 11 Fakultäten und über 150 Institute mit mehr als 40 Studiengängen. Das KIT beschäftigt rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in rund 120 Instituten. Es ist die größte Forschungs- u. Lehreinrichtung Deutschlands, mit einem Jahresetat von rd. 900 Mio. Euro. Dies setzt sich zusammen aus Drittmittel / Lizenzeinnahmen (39%) sowie Beteiligungen von Bund (33%) und Land (28%). Das KIT verfolgt seine Ziele in Forschung, Lehre und Ausbildung sowie Innovation.
Die Schwerpunkte in den KIT-Zentren der Forschung sind Energie, Nano- und Mikrotechnologie, Umwelt und Klima sowie Elementar- und Astroteilchenphysik. Außerdem prägen Materialwissenschaft, Kommunikations- und Informationstechnologien, Optik und Photonik sowie die Forschung an Mobilitätssystemen das KIT-Profil.
Das KIT trägt seit 2013 durch die Inbetriebnahme von drei umweltfreundlichen Brennstoffzellenbussen sowie dem Bau einer Wasserstofftankstelle zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur für eine zukunftsfähige Energienutzung und nachhaltige Mobilität in Baden-Württemberg bei.
Anschließend erfolgte eine Rundfahrt über das Gelände mit einer Fläche von fast 2.500 Quadratmetern. Besichtigen konnten wir RADOM und BRENDA im Zentrum Klima und Umwelt sowie das Energy Lab 2.0 im Zentrum Energie.
Das RADOM entwickelt Strategien und Technologien zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen. Dabei geht es nicht nur um die Beseitigung der Ursachen von Umweltproblemen, sondern zunehmend um die Anpassung an veränderte Verhältnisse. Es wird vermutet, dass ultrafeine Partikel in der Atmosphäre signifikant auf die Wolkenphysik und damit auf das Wetter einwirken. Mit Flugzeugmessungen belegen sie einen Anstieg der Partikel-Anzahl-Emissionen trotz Rückgang des gröberen Feinstaubes und machen dafür teilweise die Verbrennung fossiler Brennstoffe mit Abgasreinigungsanlagen verantwortlich.
Bei der Kraftwerkspilotbrennkammer BRENDA (Brennkammer mit Dampfkessel), für staubförmige, gasförmige und flüssige Brennstoffe, handelt es sich um eine vertikal angeordnete zylindrische Brennkammer mit einer thermischen Leistung von 2,5 MW, in der unterschiedliche staubförmige, gasförmige und flüssige Brennstoffe über einen Drallbrenner horizontal über einen Ringspalt und zentral angeordnete Lanzen in den Brennraum eingebracht werden können. Der Drallbrenner stammt von der Firma SAACKE und hat eine thermische Leistung von 1 MW.
Im Energy Lab 2.0 wurde ein detaillierter digitaler Zwilling des deutschen Energiesystems aufgebaut. Alle Stromleitungen und -schalter sowie Koppelungen zu Nachbarländer sind hier in einer Detailtiefe erfasst, wie man sie sonst nirgendwo findet. Durch eine Power-to-X-Anlagen ist die Speicherung beziehungsweise weiteren Nutzung von Stromüberschüssen etwa während starker Sonneneinstrahlung möglich. So kann der innovative Energiespeicher nach Belieben zugeschaltet werden. Das Ganze ist verknüpft mit einem Mini-Dorf, um die Stromversorgung von der Erzeugung bis zum Verbrauch abzubilden: Unterschiedlich ausgerichtete und geneigte Photovoltaik-Anlagen beispielsweise fangen Sonnenlicht ein. Musterhäuser sind mit verschiedener Infrastruktur wie Wärmepumpen ausgerüstet. Dort wird unter anderem erforscht, wie Haushaltsgeräte zur Stabilität des Energienetzes beitragen können, etwa in dem sie ihren Verbrauch an die jeweils verfügbare Strommenge anpassen.
Im April 2023 haben CDU-Chef Friedrich Merz und Baden-Württembergs Landesinnenminister Thomas Strobl (beide CDU) das KIT besucht. Merz bezeichnete das KIT bei seinem Besuch als „die führende Institution in Deutschland in der Forschung und in der universitären Lehre.“ Man sei hier in der „Spitzenforschung“. Der CDU-Chef erklärte außerdem, er informiere sich darüber, „was wir im Bereich der Umwelttechnologien schon haben und was wir in Zukunft noch machen können.“ Der Politiker war vollkommen überrascht, wie weit Deutschland technologisch ist, zum Beispiel wenn es darum geht, CO2 aus der Atmosphäre heraus zurückzugewinnen und zum Rohstoff zurückzuverarbeiten.