Besichtigung der Bundesanstalt für Wasserbau

Am 26.09.2024 besuchte eine Gruppe des RV Karlsruhe die Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe. Die BAW ist Teil des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr und ist als zentraler Dienstleister für die Beratung und Unterstützung des Ministeriums für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) im Rahmen ihrer verkehrswasserbaulichen Aufgaben tätig. Sie trägt insbesondere Verantwortung dafür, dass alle Anlagen und Einrichtungen der Bundeswasserstraßen, beispielsweise Schleusen, den Anforderungen von Sicherheit und Ordnung genügen. Das Aufgabengebiet der BAW umfasst die Begutachtung, Beratung und Forschung in den Bereichen Bautechnik, Geotechnik und Wasserbau. Ein derzeitiges Großprojekt soll die Engpässe auf dem Rhein beseitigen. Bei dem geplanten Vorhaben geht es darum, die Fahrrinnentiefe in dem Flusstal „Jungferngrund“ im Bereich des Mittelrheins bei St. Goar zu erhöhen. Das Ziel ist, die Fahrrinnentiefe durch flussbauliche Maßnahmen unter Berücksichtigung der Ökologie von derzeit 1,90 m auf 2,10 m zu erhöhen. Besonders herausfordernd ist der Streckenabschnitt bei Oberwesel. Dort macht der Rhein eine 90 Grad-Kurve. Die langen Lastschiffe benötigen eine breite Fahrrinne, so dass beim Umbau der Lebensraum für Tiere und Pflanzen keinen Schaden nehmen darf. Im Endergebnis sollen durch das Projekt die Engpässe zwischen den Industriezentren im Südwesten und Europas größtem Seehafen Rotterdam beseitigt werden. Für die Umsetzung wurde deshalb seit Projektbeginn im Jahr 2015 in einer Halle der Rheinabschnitt Jungferngrund als Modellführung im Maßstab 1:60 bzw. 1:50 exakt nachgebaut. So können die verschiedenen Einflüsse, Verhältnisse und Umstände variiert simuliert und optimiert werden. Bislang entstand durch das Niedrigwasser ein gesamtvolkswirtschaftlicher Schaden von mehreren Milliarden Euro. Das Projekt berücksichtigt bei den geologischen Einschnitten auch die Hochwassersituation. In Computermodellen können u. a. die Strömungsverhältnisse eingearbeitet werden, wodurch die Menge der Sedimentablagerung festgestellt werden kann. Das Projekt ist bei Naturschützern umstritten. Jedoch werden die Bedenken berücksichtigt und dem Umweltgedanken Rechnung getragen.

Deutschland gilt als Transitland mit einem leistungsfähigem Wasserstraßennetz mit einer Gesamtlänge von 7.300 km. Hinzu kommen die Seewasserstraßen mit einer Fläche von 23.000 qkm. Die Arbeit der BAW verfügt über eine umfassende Kompetenz und genießt deshalb in der nationalen wie auch internationalen Fachwelt einen ausgezeichneten Ruf.

Für unsere Mitglieder war dieses Thema relativ neu. Durch die anschauliche Thematik und der kompetenten Vorstellung erhielten wir den Einblick und das Verständnis für ein solches Unternehmen.

Text und Bilder: Udo Scheeder