Auf ein Wort

Mehr als jeder vierte Deutsche hat Angst vor einem Krankenhausaufenthalt. Jeder zweite der vom Meinungsforschungsinstitut forsa Befragten begründete dies mit eigenen, schlechten Erfahrungen. Und dabei wurden im Auftrag einer Krankenkasse „nur“ Menschen zwischen 18 und 70 Jahren repräsentativ befragt. Kein Wunder, dass 84 Prozent der Befragten eine Krankenhausreform für notwendig erachten.

Na ja, da wird sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach aber freuen und bestätigt fühlen, denn er plant, die Krankenhauslandschaft – wie er meint effizient und leistungsorientiert – umzukrempeln und in neue Klassen einzuteilen. Glücklich, wer in oder in unmittelbarer Nähe einer Universitätsklinik lebt und hier orts- oder zeitnah für alle medizinischen Notfälle eine adäquate Versorgung erhalten kann. Dumm vielleicht für die, die auf dem flachen Land wohnen und künftig beim tatsächlich „nächstgelegenen“ Krankenhaus nicht mehr umfassend versorgt werden können. Für betroffene Seniorinnen und Senioren keine wirklich beruhigenden Aussichten für den Fall der Fälle.
Es mag durchaus Sinn machen, dass künftig auf der (auch privaten) elektronischen Krankenkarte der Medikationsplan und die Vorerkrankungen eingetragen und die behandelnden Ärzte auch in Notfällen so einen umfassenden Zugriff auf viele notwendige Gesundheitsdaten haben werden. Und doch fragen sich die Ältesten unter unseren Kolleginnen und Kollegen, wohin diese Digitalisierungsoffensive mit E-Rezepten, E-Patientenkarte oder auch dem Krankenhaus-Transparenzgesetz, Lauterbachs Qualitätsatlas, noch führen soll.

Es wird wohl sehr viel Geschick und Durchsetzungsvermögen notwendig sein, um unser finanziell marodes Gesundheitssystem wieder auf „gesunde Beine“ zu stellen. Vielleicht werden aber alle Reformabsichten nur zu noch mehr Verunsicherung von Seniorinnen und Senioren führen, weil sie einfach nicht (mehr) digital unterwegs sind? Glücklich diejenigen, die Kinder oder Anverwandte in ihrer Nähe haben, die hier und da unterstützen können. Glücklich auch diejenigen, die im Ernstfall einen Interessenverband wie den Seniorenverband an ihrer Seite haben, der Hilfestellung geben kann. Grund genug, für unsere kollegiale Gemeinschaft zu werben.
Joachim Lautensack