Regionalverband Esslingen auf den historischen Spuren des „Hotel Silber“ in Stuttgart

Der erste Ausflug nach dem Neustart des RV Esslingen führte ins Museum des „Hotel Silber“, das heute ein Lern- und Gedenkort ist und eine Dauerausstellung zum Thema „Polizei, Gestapo und Verfolgung“ beherbergt.

Die sehr interessante Führung begann mit der Entstehungsgeschichte des Gebäudes, das 1816 als Wohnhaus errichtet wurde, dann 1845 das Gasthaus zum Bahnhof umgebaut wurde. Im Jahre 1874 wurde es von Heinrich Silber gekauft und zu einem Hotel mit Zentralheizung und 100 Fremdenzimmern mit einem Lift zu den Etagen und gehobener Gastronomie aus- und umgebaut. Der Stuttgarter Hauptbahnhof war zu jener Zeit bis 1922 in der heutigen Bolzstraße, wo sich heute das Metropol-Kino befindet.

1903 wurde in den Räumen des Hotels der ADAC gegründet, 1910 erwarb die Württembergische Finanzverwaltung das Gebäude. Dies war der Anfang als Verwaltungsgebäude. Es zogen im Laufe der Jahre einige Verwaltungen ein und wieder aus, bis dann ab 1928 das Polizeipräsidium Stuttgart und die Politische Polizei in das Gebäude einzogen. Ab Oktober 1936 wurde die Polizei Teil der nationalen Gestapo. Bis 1944 wurde das Haus von der Gestapo genutzt, und die unheilvolle Geschichte begann. Die vielen Dokumente und Fotos aus diesen Jahren belegen die Grausamkeiten der NS-Diktatur.

Nicht nur der letzte Staatspräsident es Landes Württemberg in der Weimarer Republik, Eugen Bolz, wurde 1933 dort qualvoll verhört und in „Schutzhaft“ genommen, sondern auch Kurt Schuhmacher (SPD) und die Kommunistinnen Liselotte Hermann und Lina Haag waren dort inhaftiert.

Viele Gestapo-Mitarbeiter aus dem Hotel Silber begannen von dort aus eine steile Karriere in der Partei und wurden an Konzentrationslager in ganz Europa versetzt. 

Zahlreiche Videos und Ton-Dokumente von Betroffenen machen die Geschichte auf eindrückliche Weise lebendig, somit war für uns alle der Besuch eine bedrückende und lehrreiche Geschichtsstunde.

Nach dem Krieg und der Renovierung war das Gebäude von1949 bis 1984 wieder ein Polizeipräsidium, und wie sich bei den Gesprächen untereinander herausstellte, haben einige unserer Senioren in dem Gebäude mehrere Jahre ihren Dienst als Polizisten verrichtet.

Nach der Führung durch das „Museum Hotel Silber“ waren wir uns einig, dass ein weiterer privater Besuch dieses Gedenkortes auf jeden Fall noch folgen sollte.

Herrn Kluger sagen wir Dank für seine aufschlussreiche, fundierte und kenntnisreiche Führung durch die Geschichte seiner ehemaligen Dienststelle.