Bericht über das Treffen am 12. Mai 2025 im Brenzpark Heidenheim

Am Montag, den 12. Mai 2025, traf sich unsere Gruppe bei strahlendem Frühlingswetter zu einem besonderen Nachmittag im Brenzpark in Heidenheim – genauer gesagt im „Lieblingsplatz“, der wie immer eine ganz besondere Atmosphäre bot. Zwischen blühenden Bäumen, Vogelgezwitscher und duftendem Kaffee durften wir nicht nur die Natur, sondern auch einen spannenden Vortrag über bedeutende Frauen der Stadt Ulm genießen.

Bei Kuchen und Kaffee begrüßten wir herzlich unsere Referentin Anne Pröbstle, die uns mit viel Engagement und Fachwissen in die Geschichte großartiger Frauen aus Ulm einführte. Ihr Vortrag war nicht nur informativ, sondern auch inspirierend – und regte zu vielen Gesprächen und Nachfragen an.

Von Agatha Streicher bis Hildegard Knef: Frauen mit Mut und Vision

Besonders beeindruckend war die Vorstellung von Agatha Streicher, die im 16. Jahrhundert als erste Frau in Ulm (und eine der ersten in Deutschland) als praktizierende Ärztin bekannt wurde. Obwohl Frauen damals offiziell kein Medizinstudium absolvieren durften, ließ sich Agatha nicht entmutigen: Sie bildete sich privat weiter, behandelte Kranke – sogar Adelige – und wurde hoch angesehen. Ihr Mut und ihre Kompetenz machten sie zu einer Pionierin der Frauen in der Medizin.

Ein weiteres Thema war Hildegard Knef, die in Ulm geboren wurde und als Schauspielerin, Sängerin und Autorin internationale Berühmtheit erlangte. Anne Pröbstle zeigte eindrucksvoll, wie Knef in einer männerdominierten Nachkriegsgesellschaft ihren eigenen Weg ging, sich nicht verbiegen ließ und so zu einem Symbol weiblicher Selbstbestimmung wurde.

In Ulm gibt es mehrere Straßenbahnwagen, die nach bedeutenden Frauen benannt sind. Diese Ehrungen würdigen das Engagement und die Verdienste dieser Frauen in verschiedenen Bereichen.

Unter anderem:
Agatha Streicher – Combino Tw 42, Agnes Schultheiß – Avenio M Tw 55, Resi Weglein – Combino Tw 50 und Emilie (Emmy) Wechßler

Rechte und Gleichstellung – Ein langer Weg

Neben den biografischen Porträts spannte der Vortrag einen Bogen über zentrale Errungenschaften in der Geschichte der Frauenrechte:

  • Die Geschäftsfähigkeit von Frauen, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts in vollem Umfang gesetzlich garantiert wurde – ein Thema, das heute selbstverständlich erscheint, früher aber mit vielen Hürden verbunden war.
  • Der Zugang zum Medizinstudium, den Frauen sich in kleinen Schritten erkämpfen mussten.
  • Das Frauenwahlrecht, das in Deutschland 1918 eingeführt wurde – ein Meilenstein auf dem Weg zur politischen Gleichberechtigung.
  • Die rechtliche Gleichstellung von Mann und Frau, wie sie im Grundgesetz und im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert ist – jedoch erst nach langen Reformprozessen tatsächlich umgesetzt wurde.

Die Beginen: Selbstbestimmt im Mittelalter

Ein besonders interessanter Teil des Nachmittags widmete sich den Beginen – unabhängigen Frauengemeinschaften im Mittelalter, die auch in Ulm aktiv waren. Diese Frauen lebten selbstständig, arbeiteten in Pflege und Bildung, und verwalteten ihr eigenes Vermögen – eine erstaunlich moderne Lebensform in einer ansonsten patriarchal geprägten Zeit. Anne Pröbstle hob hervor, wie bemerkenswert dieses Lebensmodell war und dass es als frühe Form weiblicher Selbstorganisation gelten kann.

Nach dem Vortrag entwickelte sich ein reger Austausch – über das Gehörte, aber auch über persönliche Erfahrungen, gesellschaftliche Entwicklungen und die Bedeutung weiblicher Vorbilder heute. Es war schön zu sehen, wie das historische Thema in der Gegenwart Wirkung zeigte.

Das Treffen im Brenzpark war mehr als nur ein gemütlicher Kaffeenachmittag – es war eine Erinnerung daran, wie wichtig Sichtbarkeit, Wissen und Austausch über Frauengeschichte sind. Wir danken Anne Pröbstle herzlich für ihren lebendigen und fundierten Beitrag und freuen uns auf weitere Veranstaltungen dieser Art.